Warum eigentlich Esel-Trekking?
Mit Eseln wandern! Oder besser ohne?
5 Gründe fürs Eseltrekking – und immerhin 4 dagegen
Was einstmals Geheimtipp für den Wanderurlaub in der französischen Provinz war, ist längst zum Trend in ganz Europa geworden. Landauf, landab zieht man jetzt gerne mit einem vierbeinigem Begleiter los. Und damit meine ich nicht den Familienhund. Nein, es wird jetzt mit Esel, Lama oder gar Ziege gewandert. Packtiertrekking ist ziemlich in. Das finde ich persönlich nicht weiter verwunderlich. Aber:
Zu Recht fragen sich (und auch mich) das viele – vor allem jene, die bisher wenig direkten Kontakt mit den flauschigen Langohren hatten. Denn allein der führt erfahrungsgemäß zum sofortigen Wunsch nach mehr. Aber eben auch nicht bei jedem.
Lies hier, was dir das Eseltrekking – im Speziellen hier an der Ogliastra-Küste – denn nun eigentlich bringt. Oder in welchem Fall du dich besser von dieser Art des Wanderns fernhalten solltest.
5 Gründe fürs Eseltrekking:
1 Wandern ohne Gepäck
Gehen wir es mal von der pratktischen Seite an. Wer mit Esel wandert, muss keinen schweren Rucksack mit sich schleppen. Den trägt der Esel. Beim Trekking unter südlicher Sonne ist das nicht unangenehm. Jedes Tier kann mit bis zu 40 kg beladen werden. Du selbst hast dann je nach Bedarf gar nichts oder nur noch deinen kleinen Tagesrucksack mit persönlichen Gegenständen wie Fotoapparat oder Trinkflasche auf dem Rücken.
2 Im Takt der Esel
Wer sich beim Wandern in der Gruppe oftmals gehetzt fühlt, weil es immer jemanden gibt, der einen schnelleren Schritt vorlegt, kann beruhigt sein. Beim Eseltrekking bestimmen die Tiere das Tempo: in diesem Fall ist das dann eher gemütlich. Da kommen alle gut mit. Und das Nette dabei: Die Esel legen zwischendurch auch gerne mal ein Päuschen ein, so dass man zum Beispiel alle Zeit der Welt zum Fotografieren hat, worüber sich ja sonst auch immer gerne einer beschwert in der Gruppe.
3 Entschleunigung
Das ist einer der Hauptargumente, die eigentlich immer angeführt werden, wenn es um Packtiertrekking geht. Ich kann das nur bestätigen. Allein schon durch ihre Wesensart lehren einen die Esel Gelassenheit. Gegen Hektik und Ungeduld sind sie irgendwie immun. Ihre Ruhe und Besonnenheit übertragt sich schon nach kurzer Zeit auf den Eselführer. Und so bekommt die Zeit beim gemächlichen Schreiten neben und mit den Eseln plötzlich einen ganz anderen Rhythmaus. Ist man mehrere Tage zu Fuß mit den Tieren unterwegs, kann es vorkommen, dass sich die Zeit zu „dehnen“ scheint. 3 Tage fühlen sich dann manchmal wie 3 Wochen an. So kann man sich seinen Urlaub zumindest gefühlt verlängern. Ein wahres Geschenk.
4 Motivation für kleine Wandermuffel oder Belohnung für wanderfreudige Kinder
Hauptargument Nr. 2 ist für Familien die hohe Überzeugungskraft der Esel, wenn es darum geht, den Nachwuchs zum Wandern zu motivieren. Und ehrlich gesagt, bisher hat das immer funktioniert. Mit einem Eselchen neben sich und den mitlaufenden Fohlen, die sich zu gerne kraulen lassen, wird in der Regel mit allergrößter Freude und ohne Quengeln gewandert. Erschöpfte Kinder können sich einen Teil des Weges auf dem Eselrücken tragen lassen. Und in den Pausen kümmern sich die Kleinen meist liebevoll um die Tiere: Da wird dann gestriegelt und Gras gesucht und vor allem viel gestreichelt und liebkost. Mit einem Esel als Weggefährten erhöht sich die Reichweite bei Familienwanderungen vor allem mit kleinen Kindern und weniger lauffreudigem Nachwuchs ungemein. Ideal also für aktive Familien, die nicht nur am Strand liegen möchten, sondern im Urlaub gerne auch mal zu Fuß die Gegend erkunden wollen.
5 Ogliastra hautnah
Da wären wir gleich schon beim nächsten Argument (dem für mich fast wichtigsten): Beim Eseltrekking zieht nicht nur das Tiererlebnis, sondern du bist mit ortsansässigen Guides unterwegs. Sie erzählen dir beim Wandern und in den Pausen jede Menge über ihre Heimat und die Geschichte der Ogliastra. Besser kannst du gar nicht erfahren, wie dein Urlaubsort wirklich tickt, welche Legenden hier angesiedelt sind, welche Pflanzen am Wegesrand wachsen und was man tatsächlich unter typisch sardischer Küche versteht (siehe Tourbeschreibungen). Die Esel sind ebenso wie die alten Wege, die du gemeinsam mit ihnen erwandern wirst, fester Bestandteil der sardischen Vergangenheit und insbesondere der Ogliastra, die lange Zeit abseits der Hauptrouten lag und schlecht erschlossen blieb. Gewonnen hatte, wer einen Esel sein Eigen nannte.
Nicht zu vergessen: Auf den Touren erlebst du außerdem, was die Ogliastra ausmacht und vor anderen Gegenden punkten lässt. Alle Routen sind alle so konzipiert, dass du herrliche Ausblicke übers Meer und auf die tolle Bergwelt der Ogliastra hast.
…und immerhin 4 Gründe dagegen:
1 Die Schnellen
Besser ohne Esel wandern auf jeden Fall alle hoch ambitionierten Wanderer, die ihr eigenes Tempo gehen und sich diesbezüglich auch nicht von anderen (in dem Fall den Eseln) fremdbestimmen lassen wollen. Es kann – und das sage ich aus eigener Erfahrung und mit vollstem Verständnis – wirklich sehr anstrengend sein, wenn man sich ständig zügeln muss und dann irgendwann auch tatsächlich ungeduldig wird, weil man nicht so voran kommt wie man sich das eigentlich vorgestellt hat.
2 Die ohne Interesse an Tierbegegnung
Wer keinerlei Bezug zu Tieren oder hier im Speziellen zu Eseln hat (was ja durchaus legitim ist!), ist natürlich ebenfalls fehl am Platz beim Eseltrekking. Warum sollte ich einen Esel mitführen, wenn mir das überhaupt nichts sagt oder ich eventuell sogar Angst habe vor dem Tier? Es macht Sinn, sich im Vorfeld darüber im Klaren zu sein, ob man sich auf die Tiere einlassen möchte oder kann. Das gilt auch für den Nachwuchs: Nicht jedes Kind fühlt sich selbstredend zu den Eseln hingezogen, sucht die Begegnung und freut sich, wenn es reiten darf. Das muss unbedingt respektiert werden. Sonst stehen später die Eltern mit dem Esel da und der Nachwuchs sucht das Weite.
3 Die Eiligen
Manch einer hat nicht viel Zeit zur Verfügung in seinem Urlaub. Und möchte trotzdem möglichst viel sehen. Da ist es dann kontraproduktiv, wenn man sich über ein verlangsamendes Erlebnis – wie es das Eseltrekking definitiv ist – selbst ausbremst. Wenn du dir zum Beispiel die Aussicht auf die Pedra Longa zusammen mit dem Esel erwandern möchtest, geht dafür schnell mal ein ganzer Tag drauf. Mit dem Auto hast du das Naturdenkmal in 10 Minuten erreicht und abgehakt.
4 Die Individualisten
Geführte Touren oder Gruppenerlebnisse sind nicht jedermans Sache. Hier in der Ogliastra gibt es inzwischen sehr viele Wanderungen aller Schwierigkeitsgrade, die sich gut mit Hilfe entsprechender Wegbeschreibungen im Off- oder Online-Format in Eigenregie organisieren lassen. Wenn du also lieber auf eigene Faust durch die Gegend streifst, keine Scheu hast, dich alleine in unbekanntem Gebiet auf den Weg zu machen und einfach nur für dich sein willst, müssen eigentlich auch keine weiteren Zwei- oder Vierbeiner mit von der Partie sein.
Jetzt bist du dran:
Wie und wo würdest du dich einordnen? Welche Beschreibung trifft auf dich zu?
Wir haben jedenfalls mal „vorsichtshalber“ jede Menge Touren für jeden Geschmack vorbereitet. Neben unserer Bestseller-Tour – der Picknick-Runde am Abend – kannst du zum Beispiel in Eigenregie mit zwei Eseln zu einer einsamen Bucht wandern und dort den Tag am Strand verbringen. Oder du kommst mit auf Schlemmer-Tour und lässt die Wanderung bei einem mehrgängigen sardischen Menü auf der Terrasse des
Ovile Is Corrada hoch über dem Meer ausklingen. Oder, oder, oder! Alle Tourbeschreibungen findest du hier sowie eine besonere Tour auch in der Rubrik Begegnungen.
7 Tage Eseltrek mit Übernachtung in Zelt und Hirtenhütte
Termin: frei wählbar von April bis Oktober
Ein Rundweg auf alten Pfaden abseits der üblichen Wege führt durch die atemberaubend schöne Ogliastra-Landschaft vom Meer hinauf auf die Golgo-Ebene und wieder zurück zum Ausgangspunkt der Tour am Eselstall. Bei dieser Tour fernab jeglichen Trubels bekommst du einiges mit vom „echten“ Sardinien, nicht zuletzt dank deines ortsansässigen Führers, der dir z.T. unterwegs und abends am Feuer viel über die Gegend und ihre Geschichten, aber auch über Fauna und Flora am Wegesrand erzählen kann. Übernachtet wird während der Tour entweder im Zelt, in Hirtenhütten oder in einfachen Pensionen. Geeignet ist die Wanderung sowohl für Familien mit wanderfreudigen Kindern, als auch für Paare oder Alleinreisende, die sich gerne einer Gruppe anschließen möchten.
Die detaillierte Tourbeschreibung sowie alle Infos zum genauen Reiseverlauf findest du über diesen Link auf den Seiten des Nürnberger Reiseveranstalters Renatour. Dort kannst du dich gegebenenfalls auch direkt anmelden.
ACHTUNG: Gruppen, die sich ebenfalls für eine Tour dieser Art interessieren, aber beispielsweise nur drei Tage wandern möchten, können sich gerne mit ihrem Wunschtermin an mich wenden.
Wer sich schon fest für eine Tour mit Langohr-Begleitung entschieden hat, findet hier auf der Blog-Seite vom Naturzeit Verlag wirklich tolle und wertvolle Tipps zum Verhalten der Esel und zum Umgang mit den Tieren unterwegs. Unbedingt lesen!